Last Updated on 8. Februar 2021 by Jonas

Mut tut gut

Basis humanistischer Psychotherapie

ist klientenorientiertes, dialogisches Erkunden der intrapsychischen Welt eines Klienten, einer Klientin.

Dialogisches Erkunden

beschreibt einen Forschungsprozess, der in einer „Wahrheit“ gipfelt:
die des ganzheitlich stimmigen Erlebens des Klienten.

Psychotherapeut und Klient
haben bei diesem Prozess  unterschiedliche Aufgaben:

die Aufgabe des Klienten ist es, sich auf die Erforschung seiner inneren Welt einzulassen, sich seines Erlebens und Denkens, bezogen auf seine Ziele, bewußt vergewißern zu wollen. Dies ist eine grundsätzliche Herausforderung verknüpft mit der Entscheidung sich persönlich verändern zu wollen.

Die Aufgabe des Psychotherapeuten

ist es, den Klienten darin zu unterstützen,  eine  stimmige Selbstwahrnehmung,  wiederum bezogen auf seine persönlichen Ziele, zu entwickeln.
Er tut dies, indem er den Klienten kontinuierlich in dessen Selbsterkundung „fachkundig“ anleitet.  Darüber hinaus teilt er dem Klienten mit, wie er, der Psychotherapeut den Klienten in seinen offenen sprachlichen Äußerungen, seinem spontanen Ausdrucksverhalten wahrnimmt und versteht.

Er teilt dem Klienten auch seine
„inneren Bilder“mit, die in Reaktion auf die Person des Klienten entstehen. Seine Anmutungen, seine inneren spürbar werdenden Reaktionen.

Dieser Vorgang ist ein für beide Seiten „spannendes“ Geschehen, eine Herausforderung. Der Psychotherapeut braucht den Mut, auf die Sinnhaftigkeit und die Relevanz seiner inneren Resonanz für die Thematik des Klienten zu vertrauen. Er muß den Mut aufbringen können, scheinbar unlogische, paradoxe, irrelevante innere „Eingebungen“ dem Klienten „zur Prüfung vorzulegen“.
Dies stets im Interesse einer förderlichen Entwicklung des Klienten und im Vertrauen auf die „Verhandelbarkeit“ der therapeutischen Beziehung zum Klienten.

Für den Klienten wiederum ist dieser dialogische Prozess eine Herausforderung, da er erstens seinerseits darauf vertrauen können muß, daß es der Psychotherapeut, egal, was dieser ihm mitteilt, „gut  mit ihm meint“, und daß er zweitens zwiefach den Mut aufbringen kann, sich entweder konflikthafter Selbstanteile zu vergegenwärtigen, oder aber die Anmutungen und Vermutungen des Therapeuten zurück zu weisen.

Der Klient

kann sich aufgrund der Beschreibungen des Psychotherapeuten verstanden, erkannt, gesehen, gehört fühlen ….  oder auch nicht.
Wie auch immer, in jeder der beiden Möglichkeiten steckt ein Gewinn für den Fortgang des Erkenntnisprozesses.
Die Erfahrung „sich verstanden fühlen zu können“, mag allein schon ein gewichtiges Moment auf dem Weg zu mehr „Selbstbewußtsein“ des Klienten sein. 

Die Erfahrung von Unverständnis und Unverstandensein wiederum, ist per se kein Beinbruch auf diesem Weg.
Allerdings, Voraussetzung ist die beidseitige Bereitschaft sich korrigieren zu lassen, neugierig dafür zu sein, wie es zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Einschätzungen kommt. In beiden Kommunikationspartnern kann darüber eine neue Erfahrung von Selbst- und Weltsicht entstehen. – Ein oftmals überraschend spannender Vorgang in der gemeinsamen Erkundung dessen, was wahrlich gilt. So entsteht bedeutsame Erweiterung von Selbstwahrnehmung auf dem Hintergrund von Fremdwahrnehmung. –

Apropos „Fremdwahrnehmung“!

Fremdwahrnehmung wurzelt in wesentlichen Aspekten auf innerer Resonanz im Erleben einer fremden Person. Letztlich ist es stets auch Intuition, die den Psychotherapeuten, den Coach, den Psychologischen Berater in Bezug auf sein Gegenüber in bereichernder Weise leitet.

Doch intuitives Verstehen gewinnbringend in einen Dialog einzubringen, braucht den Mut situativ „ohne Schere im Kopf“ zu reagieren, sich zu äußern,  zu handeln,  Aussagen zu treffen, die erst in der weiteren Auseinandersetzung mit dem Gesprächspartner überraschende Evidenz für die Anliegen des Klienten gewinnen (können).

Wenn dem nicht so ist, braucht es umgekehrt auch vom Psychotherapeuten den Mut, sich vom Klienten korrigieren zu lassen.

Ein Geschehen, das sich BEIDSEITIG lohnt.

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