Ganzheitlicher Entscheidungsprozess

Last Updated on 20. November 2020 by Jonas

Dieser ganzheitliche Lern- und Entscheidungsprozess

vollzieht sich schrittweise in einem „dialogischen Miteinander“.

Zum Wesen eines Dialogs

„Dialogisch“ beschreibt ein Beziehungsgeschehen. Zwei grundsätzlich gleichberechtigte Personen stehen in einem persönlichen Austausch.

Im Verlauf dieses wechselseitigen Austausches geht es in einem Psychologischen Beratungs- oder Psychotherapiegespräch ausschließlich um die Interessen des Klienten.

Es ist somit ein Gespräch zwischen zwei Personen, von denen eine der Personen ein persönliches Ziel hat und das Gegenüber diese Person darin unterstützt, dieses Ziel zu erreichen.

Es ist ein offenes Gespräch, getragen von Argumenten, Hinweisen und Einwänden.
In besonderem Maße aber auch getragen von persönlichen Mitteilungen, die über sachliche Inhalte hinausgehen.

Der Psychologische Berater oder Psychotherapeut geht zum Beispiel nicht allein auf das gesprochene Wort des Ratsuchenden, auf seine Vernunft, sein Denken ein.
Er geht auch ein auf die,

das Denken begleitende,

Sprache des Körpers. 

Auf den Tonfall der Stimme, auf die Mimik, die Gestik, die Körperhaltung. – Kurz, der Psychotherapeut spricht die offen wahrnehmbare leibliche Präsenz des Ratsuchenden an.

In der Regel sind dem Klienten, diese, vom Psychotherapeuten oder Psychologischen Berater zur Verfügung gestellten Rückmeldungen bezüglich seiner „Körpersprache„, nicht bewußt.

Indem der Klient in der gemeinsamen Situation die Möglichkeit hat, die gegebenen Rückmeldungen zu prüfen, zu bestätigen oder auch zu verwerfen, erweitert sich stetig dessen bewußte Selbstwahrnehmung und damit auch seine Selbstbewußtheit. In der Folge auch sein Vermögen, sein situatives Denken, Fühlen und Handeln aktiv in Übereinstimmung zu bringen.

So kann der Psychotherapeut den Klienten z. B. darauf hinweisen, daß dieser während der Beschreibung einer Begebenheit klingt, als ob er traurig ist und er über das Gesagte weinen könnte. Wenn diese Rückmeldung die Zustimmung des Klienten findet, könnte diese bewußte Feststellung wiederum dazu führen, daß sich der Klient einer bislang zurück gehaltenen Trauer bewußt zuwenden und diese durchleben kann.

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Über das offen Ersichtliche, sprich „sinnlich bewußt wahrnehmbare“ Geschehen hinausgehend, eröffnet der Psychologische Berater oder Psychotherapeut dem Klienten noch eine weitere Quelle persönlicher Mitteilungen:

Resonanzphänomene

Gemeint sind während des Gesprächs im Psychotherapeuten entstehende „körperliche“ Reaktionen (z.B. Müdigkeit, Gähnen, etc), auftauchende „innere Bilder“, „Stimmungen“, „vage Anmutungen“, „gedankliche Assoziationen“. – Dies alles als innere Resonanz auf die ganzheitliche Wahrnehmung des Klienten im Gespräch. „Ganzheitlich“ meint hier wieder das Gesamt einer Person: Körper(sprache), Handeln, Denken, Fühlen.

Es sind Mitteilungen „aus dem Innenleben“ des Psychotherapeuten, die dieser selbst nicht „wirklich begründen“ kann, wie es etwa in dem obigen Verweis auf die „traurig klingende Stimme“ des Klienten der Fall ist.
Insofern beansprucht die offene Mitteilung eines solchen Resonanzphänomenes auch die Integrität und Verantwortungsfähigkeit des Psychotherapeuten. Weiß er doch nicht, ob seine inneren „Bilder“, seine „vagen Anmutungen“, dem Klienten und dessen Vertrauen in kompetente Unterstützung gerecht wird. Oder ob die Mitteilung als irritierend bis hin zu kränkend und damit die therapeutische Beziehung gefährdend, erlebt wird.

Andererseits: gerade weil die unvermutet auftauchenden Resonanzen auch für den Psychotherapeuten eine irrtierende und herausfordernde Qualität haben, liegt in ihnen oft ein überraschend bereicherndes Potential für die Selbsterkenntnis des Klienten.

Daher: eine, beide Seiten des Dialogs, herausfordernde „Anmutung“, im Kontext eines vertrauenvollen Miteinanders auszusprechen und danach gemeinsam auf Stimmigkeit und Relevanz zu erkunden, bietet dem Klienten potentiell die Möglichkeit, sich in einem bislang unbekannten Licht sehen und erkennen zu können.


Manchmal

haben solche Mitteilungen eine spontan überraschende Wirkung:

in dem Moment, in dem der Psychotherapeut ausspricht, was ihn ihm, in Resonanz auf den Klienten vorgeht, indem er z.B. von seinen inneren Bildern spricht, stellt das Gegenüber gelegentlich erstaunt fest, daß ihm der Aspekt seines Selbst, den ihm der Therapeut gerade zuschreibt, bislang zwar nicht bewußt war. –

Doch weiß der Klient zeitgleich, im Hören dessen,  was ihm gerade gesagt wird, in einem ihm wichtigen Aspekt seiner Person, „stimmig gesehen„.

Es ist dem spontan berührten Klienten so, als ob  ihm das soeben Zugeschriebene, tatsächlich immer schon „irgendwie“ zueigen gewesen ist. Allein, er hat es nicht bewußt realisiert. 

Erst die offen ausgesprochene Resonanz eines bedeutsamen Anderen, dem Psychotherapeuten, läßt so eine schon vorhandene „innere Wahrheit“ bewußt in das Selbsterleben des Klienten eintreten. Mit der Konsequenz, daß der Klient in sein Selbstbild integrieren kann, was er „immer schon hatte“.

Er wird zu dem, der er ist. – Ein Vorgang, dem das Zwischenmenschliche innewohnt, die in Bubers Aussage, „Der Mensch wird am Du zum Ichgemeint ist.

Zwei Beispiele

Ein beruflich erfolgreicher Klient

Eine Schmerzpatientin 

 

 

 

 

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